Noch gilt bis mindestens 15. Juni eine internationale Reisewarnung. Nur langsam läuft der internationale Verkehr für Flugreisen wieder an – und viele Abläufe am Boden und in der Luft müssen die Airlines zur Minimierung des Infektionsrisikos grundlegend überdenken. Gleich vorab: Sowohl am Flughafen als auch in der Kabine werden Sie deutlich mehr Geduld aufbringen müssen als vor der Pandemie.

Vor dem Abflug

Fliegen nach dem Lockdown: Neustart mit vielen Regeln
Fliegen nach dem Lockdown: Neustart mit vielen Regeln – Foto: Pixabay CC0, MichaelGaida

Möglicherweise beginnt Ihre Flugreise zukünftig so: Im Rahmen des Online-Check-ins laden Sie einen Immunitäts-Pass hoch, der bescheinigt, dass Sie über COVID-19-Antikörper verfügen. Am Flughafen müssen Sie spätestens vier Stunden vor dem Abflug ankommen. In den Check-in-Bereich gelangen Sie erst nach einem Körpertemperatur-Scan und durch einen Desinfektionstunnel. Die Standards für das genaue Prozedere könnte eine neu gegründete Verkehrs-Gesundheitsbehörde gemeinsam mit den Airlines, Flughafenverbänden und der WHO festlegen. Angedacht ist unter anderem die Desinfektion der Gepäckstücke durch UV-Licht. Das Einsteigen könnte in kleinen Gruppen mit Sicherheitsabstand erfolgen.

Mundschutzpflicht auch an Bord

Mund-Nase-Bedeckungen Pflicht oder Empfehlung?
Mund-Nase-Bedeckungen Pflicht oder Empfehlung? – Foto: Pixabay CC0, leo2014

Wie Sie es bereits aus dem ÖPNV kennen, wird auch bei Flugreisen künftig eine Maskenpflicht gelten. Unter anderem sind Mund-Nase-Bedeckungen wahrscheinlich vom Boarding bis zu Aussteigen vorgesehen – also auch für die gesamte Dauer des Flugs. Mindestens bis Ende August bittet schon jetzt die Lufthansa Group ihre Passagiere um das Tragen einer Schutzmaske.

Des Weiteren könnten die Kabinenbesatzung zukünftig Schutzkleidung und die Fluggäste neben den Masken auch Handschuhe tragen müssen. Denkbar sind vor dem Abflug eine Vernebelung der Kabine mit Desinfektionsmittel oder die regelmäßige Verteilung von Hand-Desinfektionsmittel während des Flugs. Ebenso könnte spezielles Reinigungspersonal mitreisen, das kontinuierlich Hygiene und Sauberkeit in der Bordküche und in den Toiletten gewährleistet.

Social Distancing durch freien Mittelsitz

Flugzeug Kabinen werden wohl umgebaut
Flugzeug Kabinen werden wohl umgebaut – Foto: Pixabay CC0, sjleegraves

Um an Bord für einen sicheren Abstand der Passagiere zueinander zu sorgen, sind aktuell drei Varianten im Gespräch: Der italienische Sitzhersteller Aviointeriors hat das Design „Glassafe“ entwickelt: Dabei handelt es sich um Plexiglashauben, die die Schulter- und Kopfbereiche der Sitze voneinander trennen. Die aufwändigere Alternative wäre es, den Mittelsitz entgegen der Flugrichtung zu installieren und mit Plexiglaswänden komplett von den Nachbarsitzen abzugrenzen. Eine dritte Möglichkeit bringt die asiatische Firma Haeco ins Spiel: Sie schlägt vor, einen Teil der Sitzplätze in Kapazitäten zur Frachtbeförderung umzuwandeln und so mehr Distanz zwischen den Passagieren zu schaffen.

Wieder am Boden

Nach der Ankunft werden Sie nach bisherigen Erwartungen erneut Ihren Immunitätspass vorlegen und einen Temperaturscanner passieren müssen. Das Gepäck wird vor der Ausgabe ein weiteres Mal desinfiziert.

Welche dieser Maßnahmen sowie der Regeln an Bord langfristig Bestand haben werden, hängt höchstwahrscheinlich davon ab, ob und wann ein Impfstoff gegen COVID-19 verfügbar ist. Insgesamt präsentiert sich die Verschärfung der Sicherheits- und Verhaltensregeln deutlich umfangreicher als nach dem 11. September 2001. Flugreisen werden zumindest für eine Übergangsphase von wenigstens sechs Wochen deutlich weniger Spaß machen als vor der Corona-Krise.

Titelbild: Pixabay CC0, bilaleldaou
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