Reisewarnungen, Einreiseverbote, Quarantänebestimmungen und die Angst vor Corona machen aus Fernreisen momentan einen Traum. 2019 sah die Realität noch anders aus: 17 Prozent der deutschen Urlauber zog es in weit entfernte Destinationen wie Thailand, USA oder auf die Malediven. Aktuell ist der (Urlaubs-)Verkehr zwischen den Kontinenten so gut wie zum Erliegen gekommen. Doch wie sieht die Prognose für das neue Reisejahr 2021 aus?

Einzigartiger Rückgang von Auslandsreisen

Nach Erhebungen der Welttourismusorganisation UNWTO ist von Januar bis August 2020 ein Einbruch der internationalen Reisen um 70 % zu verzeichnen. Insgesamt werden 2020 wohl mehr als eine Milliarde weniger Urlauber ins Ausland gereist sein, was einem Minus von 80 % entspricht.

Versuche, den interkontinentalen Reiseverkehr wieder aufzunehmen, sind zaghaft. Eine Ausnahme macht beispielsweise der Reiseveranstalter TUI, der seit 27. Oktober wieder Flüge von Frankfurt auf die Malediven anbietet – und das, obwohl für das Inselparadies eine Reisewarnung vorliegt.

Warum Fernreisen aktuell nicht möglich sind

Der Reiseforscher Laesser, Touristikprofessor an der Universität St. Gallen, hält Mitte 2021 für den frühestmöglichen Termin, an dem unter günstigen Umständen endlich wieder „normale“ Fernreisen möglich sein könnten. Momentan stehen dem unter anderem strenge Quarantänebestimmungen sowie Einreiseverbote entgegen. Zudem ist kurzfristig wohl noch kein Impfstoff verfügbar.

Dass Fernreisen womöglich noch bis 2024 auf sich warten lassen werden, liegt außerdem an der Komplexität von interkontinentalen Verbindungen. Um das Vor-Corona-Netz wieder aufzubauen, braucht es Zeit. Unter anderem müssen die Fluggesellschaften Zubringerflüge in ihren Flugplan integrieren. Frühzeitig Flüge zu Fernreisezielen anzubieten, die dann eventuell aufgrund von Einreisebeschränkungen oder Reisewarnungen nicht gebucht werden können, ist mit einem hohen finanziellen Risiko behaftet. Zusätzlich sorgen die strengen Quarantäneauflagen nach der Rückkehr aus einem Risikogebiet für Reisemüdigkeit.

Wie geht es 2021 weiter? – 2 Szenarien

Nach Einschätzung von Reiseforscher Laesser wird sich das Reiseverhalten 2021 noch nicht stark verändern. Weiterhin werden wohl bestimmte Länder oder Regionen zu Risikogebieten erklärt werden und auch dank wechselnder Quarantäneregelungen wird ein hohes Maß an Unsicherheit bleiben. Laesser geht davon aus, dass viele Menschen entweder zu Hause bleiben oder mit dem Auto erreichbare Ziele ansteuern werden – gerne auch im europäischen Ausland.

Als deutlich wahrscheinlicher schätzt Laesser ein zweites Szenario ein: Liegen überall auf der Welt die 14-Tage-Inzidenzwerte bei 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, wären Quarantänebestimmungen im Prinzip hinfällig – mit Ausnahme von Hotspots mit explodierenden Infektionszahlen. Damit Fernreisen unter diesen Umständen möglich sind, bräuchte es aber Corona-Schnelltests in ausreichender Menge.

Auf die befreiende Wirkung eines Impfstoffs kann man 2021 wohl noch nicht hoffen. Zu gering sind die derzeitigen Produktionskapazitäten. Außerdem nimmt es einige Zeit in Anspruch, bis eine genügend hohe Durchimpfungsrate erzielt ist – immer vorausgesetzt, es kann ein Impfstoff entwickelt werden, der sowohl gut verträglich als auch wirksam ist.


Titelbild: Thailand – Pixabay CC0, sasint
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