Heiligendamm ist die Grande Dame der deutschen Ostsee-Seebäder. Hier tummelte sich der Adel bereits im 19. Jahrhundert. Entlang der Strandpromenade finden Sie zahlreiche mondäne Zeugen dieser Zeit. Alte Bauten strahlen in neuem Glanz. Die weißen Fassaden haben Heiligendamm zu seinem Beinamen verholfen. Der lange Sandstrand verspricht Erholung vom Alltag und die Bäderbahn Molli tuckert Romantiker von Ort zu Ort.
Heiligendamm – der Star unter den deutschen Seebädern
Heiligendamm ist nicht nur das älteste Seebad Deutschland, sondern ganz Kontinentaleuropas. Die Gründung geht auf das Jahr 1793 zurück. Den Ausschlag dafür gab Georg Christoph Lichtenberg. Der Mathematik-Professor verfasste einen Beitrag im Göttinger Jahreskalender und stellte dort die entscheidende Frage: „Warum gibt es in Deutschland noch kein Seebad?“ Der Leibarzt Friedrich Franz I. war von der Heilkraft des Wassers überzeugt und ermunterte den Herzog den „Heiligen Damm“ zum Seebad werden zu lassen. Das erste Badehaus ging im September 1793 in Betrieb. Im Folgejahr traf man den Herzog persönlich beim Anbaden an.
Im 19. und 20. Jahrhundert war Heiligendamm fest in Händen des europäischen Hochadels. Für die an Luxus gewöhnten Gäste wurden Konzerte ausgerichtet, Tanzabende abgehalten und Kinderunterhaltung geboten. Anfang des 20. Jahrhunderts verzeichnete Heiligendamm 2.480 Kurgäste. Darunter sollen sich so berühmte Persönlichkeiten wie Rainer Maria Rilke, Franz Kafka oder Marcel Proust befunden haben.

Strand und Meer erleben
Urlauber und Tagesgäste des Seebades finden sich am kilometerlangen, flach abfallenden Sandstrand ein. Die Promenade ist eine beliebte Flaniermeile. Die Seebrücke führt 200 Meter ins Meer hinein. Dort anlegen können nur kleinere Schiffe. Sie können entlang der Seebrücke den Blick über das Meer und die Küste schweifen lassen. Besonders lohnenswert ist ein Besuch am Abend, wenn die Sonne blutrot im Meer versinkt und sich eindrucksvolle Fotomotive bieten.
Villenspaziergänge in Heiligendamm
Wie Perlen an einer Schnur reihen sich die Villen entlang der Strandpromenade auf. Diese wurden Mitte des 19. Jahrhunderts in wahrer Rekordzeit erbaut. Dort konnten bis zu vier Familien logieren. Während der DDR-Ära wurden die Gebäude stark verändert. Unverkennbar geblieben ist der Baustil der Bäderarchitektur, der in Heiligendamm seinen Anfang nahm. Die Bauten sind durch ihre weißen Fassaden und reich verzierten Fenster und Balkone gekennzeichnet. An größeren Gebäuden können Sie auch vorgebaute Fassaden, Türmchen und Halbsäulen erkennen.
Als Herzstück Heiligendamms gilt das Grand Hotel. Das 5-Sterne-Hotel besteht aus sechs Bauwerken. Das ursprünglich als Badehaus genutzte Haus Mecklenburg ist das älteste Haus dieses Ensembles. Das Kurhaus ähnelt einem Tempel mit Säulenhalle und diente dem Adel als Gesellschaftshaus mit Tanzsaal.
Von der Strandpromenade aus nicht zu sehen ist mit der Burg „Hohenzollern“ ein weiteres Kleinod. Großherzog Paul Friedrich ließ das Bauwerk nach dem Vorbild von Schloss Babelsberg errichten. An der Burg ist auch die Orangerie zu finden. Im Haus „Brahn“ gibt es Angebote für die kleinen Gäste des Grand Hotels.
Mit dem Molli unterwegs
Der Bahnhof Heilgendamm ist Anlaufpunkt für alle, die in die Molli-Bahn steigen möchten. Seit 1886 ist die Schmalspurbahn auf der Strecke zwischen Bad Doberan und Heiligendamm unterwegs. Den Bahnhof können Sie nicht verfehlen, denn er befindet sich unmittelbar auf einer Höhe mit dem Kurhaus. In Heiligendamm treffen bis zu fünf Mollis aufeinander. Da es zwei Gleise gibt, können immer zwei Züge ein- und ausfahren und Sie erleben damit Dampflok-Romantik pur. Im Winter ist der Verkehr eingeschränkt und es befindet sich nur eine Bahn in Betrieb. Die historische Bäderbahn verkehrt mehrmals täglich zwischen Heiligendamm, Bad Doberan und Kühlungsborn. Vom Bahnhof in Heiligendamm gelangen Sie in wenigen Schritten an den Strand.

Idyllischer Geheimtipp
Heiligendamm besitzt nicht nur mondäne Bauten, sondern auch abseits der Flaniermeile gibt es vieles zu entdecken. Im Kleinen Wohld erinnert eine Gedenktafel an den ersten Deutschen Wasserflugzeugwettbewerb, der in Heiligendamm durchgeführt wurde. Einige Baugruben erinnern an ein Stück dunkler Vergangenheit. Einst wurde hier der Grundstein zu einer Eliteschule im SS-Deutschland gelegt. Das Projekt der „Adolf-Hitler-Schule“ wurde aber nicht verwirklicht.
Wildromantisch präsentiert sich der „Spiegelsee“. An dem kleinen Gewässer herrscht absolute Windstille. Als Rainer Maria Rilke in Heiligendamm weilte, widmete er dem von der Zeit vergessenen Gewässer das Gedicht „Hinter schuldlosen Bäumen.“