Memmert tanzt aus der Reihe und reiht sich nicht in die Kette der ostfriesischen Inseln ein. Die kleine Insel liegt südwestlich von Juist und ist menschenleer. Hier hat die unberührte Natur Ostfrieslands die Oberhand behalten. Nur wenigen Menschen ist der Zugang erlaubt.
Die Geschichte der Vogelinsel
Als Otto Leege 1888 nach Memmertsand kam, hatte der Juister Lehrer einen ehrgeizigen Plan. Zusammen mit Freunden bemühte er sich darum, hier eine „Vogelfreistätte“ zu errichten. Memmert durfte schon im Sommer 1906 nicht mehr betreten werden. Ein Jahr später wurde Memmert an den Verein zum Schutze der Vogelwelt verpachtet. Seither wird die Insel überwacht und die Vögel stehen unter Schutz.
1924 wurde Memmert als staatliches Naturschutzgebiet ausgewiesen. Der Sohn von Otto Leege kümmerte sich als bezahlter Inselvogt um das Wohl von Vögeln und Dünen. Nach seinem Tod führten seine Frau und sein Schwiegersohn die Arbeit fort. Enno Janßen heißt der aktuelle Inselvogt. Dieser lebt zwischen März und November auf Memmert.

Anfänglich verfügte die Insel über zirka elf Hektar Grünland. Intensive Dünenbewirtschaftung ließ die Grünfläche auf etwa 135 Hektar wachsen. Bei Hochwasser ist Memmert derzeit etwa 500 Hektar groß. Herrscht Sturmflut, werden Sie von der Vogelinsel nur die hohen Dünen aus der Nordsee ragen sehen.
Vogelleben auf Memmert
Im Frühling zieht auf Memmert Leben ein. Es finden sich bis zu 160 unterschiedliche Vogelarten zum Brüten auf der Insel ein. Dazu zählen scharenweise Gänse, Seeschwalben, Möwen oder Strandläufer. Aber auch seltene Vögel, wie Rotschenkel, Kornweihe oder Sumpfohreulen lassen sich auf Memmert antreffen.
Einige Vögel sind nur zu bestimmten Zeiten auf der Insel. Wieder andere bleiben viele Monate und ziehen ihren Nachwuchs auf Memmert groß. Das Einzugsgebiet der Vögel ist riesig und reicht bis in den Norden Amerikas oder in den Nordosten Sibiriens.
Das Wattenmeer zählt zu den vogelreichsten Territorien der Erde. Die Vögel finden hier ausreichend Nahrung, um Fettreserven für den Flug in den Süden anzulegen. Die Salzwiesen bieten mit Würmern, Schnecken, Krebsen und Fischen einen reich gedeckten Tisch. Auf einem Quadratmeter Watt leben beispielsweise etwa 4.000 kleine Wattschnecken.
Bis zu 80 Vogelarten nutzen Memmert als Brutgebiet. Darunter viele Schwalbenarten, wie die stark gefährdete Zwergseeschwalbe. Silber- und Heringsmöwen unterhalten riesige Brutkolonien. Die farbenprächtigen Brandgänse legen ihre Brutplätze in Kaninchenhöhlen an. Während der Hochwasserzeit dient Memmert bis zu 100.000 Vögeln als Rast- und Brutplatz. Richten Sie den Blick auf den Rand des Grünlandes, werden Sie die Vögel wie Rauchschwaden in den Himmel steigen sehen.
Memmert und der Tourismus
Was einst schon galt, blieb bis heute bestehen: Die Insel Memmert darf nicht betreten werden. Zwischen Mai und Juni hat nur der Inselvogt Zugang, denn dann herrscht Brutzeit. Sind die Jungen geschlüpft, können Ausnahmen gemacht werden. Wer die Insel betreten möchte, braucht eine Genehmigung der Nationalparkverwaltung.
Nach der Brutsaison ist es Urlaubern möglich, im Rahmen von geführten Touren Memmert zu besuchen. Die Bootstouren werden unter Leitung des Nationalparkhauses Juist durchgeführt. Ausflugsfahrten sind auf wenige Personen begrenzt. Eine Fahrt dauert sechs bis sieben Stunden und ist mit einer Inselführung verbunden. Sie werden unvergessliche Eindrücke mitnehmen und auf eindrucksvolle Fotomotive stoßen.
Robben und Sand
Im Nationalpark sind alle Augen auf die Entwicklung der Kachelotplate gerichtet. Vor einem halben Jahrhundert gab es hier nur eine größere Sandbank zu sehen. Heute umfasst die Plate eine Länge von etwa drei Kilometern und ist vereinzelt bis zu einem Kilometer breit. Die Kachelotplate ist dem Wattenmeer unterworfen. In Seekarten ist die Sandbank als Robben- und Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Bis zu 200 Seehunde sind auf Memmert schon gesichtet worden.

Leuchtturm Memmertfeuer
Das Memmertfeuer auf Juist hat eine Besonderheit: Kein anderer Leuchtturm wirft sein Licht auf die Insel anstatt auf das Meer. Dies geschieht nicht ohne Grund. 1986 wurde das Leuchtfeuer auf Memmert abmontiert. Eine Interessengemeinschaft kämpfte für den Erhalt des Feuers. Das Niedersächsische Hafenamt verbietet allerdings, dass das Memmertfeuer auf die Nordsee scheint. So dient das Licht nicht der Schifffahrt, sondern beleuchtet die Insel.
Der Leuchtturm Memmertfeuer konnte durch eine Spendenaktion realisiert werden und befindet sich am Juister Hafeneingang. Während der Sommersaison können Sie den Leuchtturm besteigen. Es wird eine kleine Gebühr von einem Euro verlangt.