1985 wurde das Wattenmeer Schleswig-Holsteins (4410 km²) zum Nationalpark ernannt und gemeinsam mit den Wattenmeer-Nationalparks Niedersachsen und Hamburg gehört es seit 2009 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Dieses faszinierende Ökosystem ist wahrlich ein Chamäleon. Nicht nur, dass es sich im Rahmen der Gezeiten mehrmals täglich verändert, auch viele der zu Lande und zu Wasser lebenden Wattenmeer-Bewohner halten sich versteckt und erst bei genauem Hinschauen wird deutlich, dass das Watt bei weitem nicht so unbewohnt ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

Geschätzt 10.000 verschiedene Arten, vom Einzeller über Pilze, Pflanzen und Säugetiere leben hier. Zudem ist die Region ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel. Und sogar die „Big Five“ sind in diesem Biosphärenreservat zu Hause – die Rede ist allerdings nicht von Elefant oder Nilpferd, sondern von Seehund, Kegelrobbe, Schweinswal, Seeadler und Stör.

Wanderung im Wattenmeer – auf den Spuren der „Small Five“

Ebbe und Flut bieten im sechsstündigen Wechsel ein großartiges Naturschauspiel und sobald sich das Wasser zurückzieht, zieht es viele ins Watt. Wer jedoch weiter hinaus möchte, nimmt besser an einer geführten Wattwanderung teil. Zwar sind überall Gezeitenkalender erhältlich, die Hoch- und Niedrigwasser detailliert auflisten, dennoch können mangelnde Orientierung, unerwartet aufziehende Nebelschwaden, ein plötzlich aufkommendes Gewitter oder einfach die Flut, deren Geschwindigkeit man unterschätzt hat, gefährlich werden.

Zudem bietet eine geführte Wattwanderung den Vorteil, sich in die Finessen des Wattenmeeres einweihen zu lassen, die einem sonst leicht entgehen. Was hat es beispielsweise mit den rätselhaften Spuren auf sich, die sich bei Niedrigwasser offenbaren? Wer hinterlässt diese winzigen Sandhäufchen oder die an Spaghetti erinnernden Sandkringel? Der Wattführer verrät nicht nur das, sondern vieles mehr und mit seiner Hilfe und ein wenig Glück wird man auch der „Small Five“ angesichtig, also: Wattwurm, gemeine Herzmuschel, Strandkrabbe, Wattschnecke und die Nordseegarnele.

Wichtiger Teil der "Small Five": die Strandkrabbe - © Campione / pixelio.de (rkn)
Wichtiger Teil der „Small Five“: die Strandkrabbe – © Campione / pixelio.de (rkn)

Eine Fahrt zu den Seehundbänken

Die Seehunde gehören wohl zu den Wattenmeer-Bewohnern, die die lautesten Begeisterungsrufe ernten, was an ihren großen Kulleraugen und der tollpatschigen Art liegen dürfte. Vor allem in den Sommermonaten bietet sich das Schauspiel zahlreicher Seehunde, die sich auf den Sandbänken vor der Küste sammeln, um dort zu dösen oder sich in Ruhe ihren Jungen zu widmen.

Wer die Seehunde näher in Augenschein nehmen möchte, kann das im Rahmen einer Fahrt zu den Seehundbänken machen. Sie wird vor allem in der Hauptsaison von beinahe jedem Hafen aus angeboten, so unter anderem ab Brunsbüttel, Butjadingen, Büsum, Cuxhaven, Husum oder ab dem Eidersperrwerk, dem Horumer- oder dem Neuharlingersiel. Genaue Infos sind bei der jeweiligen Touristeninformation erhältlich.

Bildquelle: x-ray-andi / pixelio.de (rkn)
Bildquelle: x-ray-andi / pixelio.de (rkn)

Wo die Heuler wohnen – die Seehundstation Friedrichskoog

Ein Highlight für Seehundfans ist auch ein Besuch in der Seehundstation in Friedrichskoog. Die 1985 gegründete Seehundstation beherbergt Seehunde und Kegelrobben – einige von ihnen sogar dauerhaft – und ist zugleich die einzige Seehundstation in Schleswig-Holstein, die zur Aufzucht von Heulern autorisiert ist. Hier werden hilflose Jungtiere aufgenommen, artgerecht aufgezogen und anschließend wieder ausgewildert.

Die Tiere tummeln sich in einem 800m³ großen Wasserbeckensystem, welches den Besuchern auf einer Länge von sieben Metern sogar einen spannenden Unterwasserblick ermöglicht. Großer Andrang herrscht zu den für die Besucher öffentlich mitzuerlebenden Fütterungen, die im von März bis Oktober jeweils um 10:30 Uhr, 14 Uhr und 17 Uhr stattfinden.

Im Inneren der Seehundstation finden Erlebnis- und Mitmachausstellungen statt, die sowohl kleine als auch große Gäste ansprechen und ihnen das Wattenmeer sowie die darin lebenden Bewohner auf spannende und verständliche Art näherbringen. Die Seehundstation ist täglich geöffnet und da sich das Projekt lediglich aus Eintritts- und Spendengeldern finanziert, bietet der Besuch nicht nur kurzweilige und lehrreiche Unterhaltung, sondern unterstützt zugleich eine gute Sache.

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